In der Vergangenheit haben wir uns mit verschiedenen Methoden zur Prozessoptimierung beschäftigt. Die Prozessoptimierung hat sich in den letzten Jahren zur Grundlage der modernen Betriebsführung entwickelt. Die verschiedenen Methoden zur Prozessoptimierung lassen sich grob in zwei Gruppen aufteilen: die radikalen und die sanften Methoden. Zu den sanften Methoden gehören zum Beispiel das Total-Quality-Management (TQM), Kaizen, Lean-Management und Six Sigma. Heute wollen wir uns einer radikalen Methode auseinandersetzen: dem BPR, Business-Process-Reengineering.
BPR - Die Radikalkur für Unternehmen
Das Business-Process-Reengineering, kurz BPR, wurde im weitesten Sinne bereits in den 80er Jahren von dem deutschen Ökonomen Michael Gaitantides eingeführt. Sein prozessorientierter Ansatz wurde von Hammer und Champy in den 90er Jahren weiterentwickelt. Mit dem Buch „Reengineering the Corporation“ aus dem Jahr 1993, wurde das Konzept international bekannt. Der Titel der deutschen Übersetzung "Business Reengineering: Die Radikalkur für das Unternehmen" könnte treffender nicht sein. Der radikale Ansatz der Methode richte sich vor allem an Unternehmen, die in oder kurz vor einer Krise stecken. Die Geschäftsprozesse dieser Unternehmen sollen mithilfe der BPR Methode neugestaltet werden.
Alles auf Anfang
Für diese Neugestaltung sollen die bestehenden Prozesse hinterfragt und aus einem neuen Blickwinkel betrachtet werden. Hierzu ist es essenziell, dass alte Denkmuster und Phrasen wie "Das haben wir schon immer so gemacht" verworfen werden. Bei der Analyse der einzelnen Prozesse kann eine SWOT-Analyse hilfreich sein. Auf dieser Grundlage können Prozesse anschließend neugestaltet werden und neue Arbeitsabläufe integriert werden. Diese neuen Prozesse sollen sich an den Anforderungen der Kunden orientieren. Hierfür ist die Etablierung schlanker Prozesse hinreichend, dagegen sollte die funktionsorientierte Einstellung vermieden werden. Um das Unternehmen zu verbessern, muss es auch zu einer Verbesserung der Kundenzufriedenheit, der Prozesskosten sowie der Prozessqualität kommen. Sobald die Prozesse im Unternehmen eingeführt wurden, sollen Sie kontinuierlich verbessert werden.
Mit Digitalisierung zum Erfolg
Eine weitere große Rolle bei der BPR spielt die Integration der IT, die neue Möglichkeiten zur Prozessoptimierung bieten solle. Das gilt heute als selbstverständlich, wurde aber vor über 25 Jahren durchaus kritisch betrachtet. Begrenzte Infrastrukturen und hohe Kosten, gehören heute der Vergangenheit an. Meint man. Dass die IT-Infrastruktur noch deutlich ausbaufähig ist, zeigt diese internationale Studie aus dem Jahr 2017. Auf Grundlage der Antworten von 1000 Befragten wurde ein Reifegradmodell erstellt, dass den Fortschritt der IT-Transformation in den jeweiligen Unternehmen veranschaulichen sollte. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass die Unternehmen mit dem höchsten Reifegrad, die besten KPI (Key Performance Indicators) haben. Aber nur 5 % der befragten Unternehmen können dem höchsten Reifegrad zugeordnet werden. Obwohl die technischen Voraussetzungen durchaus gegeben sind, fällt vielen Unternehmen der Schritt zur vollständigen Digitalisierung nicht leicht. Auch dort könnte ein radikales Umdenken, Vorteile für Unternehmen bieten.
Lohnt sich der Aufwand?
Die BPR-Methode verfolgt im Gegensatz zu den sanften Methoden, einen Top-Down-Ansatz: Der, mehr oder weniger, autoritäre Manager führt die Optimierung an, die Mitarbeiter müssen die Veränderungen hinnehmen und optimal umsetzen. Dies sorgt oft für Frustration, Ablehnung oder Misstrauen, was wiederum die Aussicht auf Erfolg deutlich schmälert. Das Konzept BPR steht deswegen vielfach in der Kritik, weil fraglich ist, warum eine Veränderung der gesamten Unternehmensstruktur umgesetzt werden soll, ohne eine Erfolgsgarantie in Aussicht zu stellen.
Trotz dieser geringen Erfolgsaussichten, scheint das Thema BPR stets präsent zu sein. Entgegen aller Kritik und einer geringen Erfolgsquote, ist es möglich, dass eine Umstrukturierung mithilfe des Business Process Reengineering für ihr Unternehmen sehr gut funktioniert.
Unser Ziel ist es Ihnen verschiedene Methoden und Konzepte vorzustellen, um Sie darüber zu informieren, welchen Zweck diese haben und wie Sie davon profitieren können. Zusätzlich bieten wir Ihnen die Unterstützung unserer Software an, die Sie bei den Angelegenheiten zum Qualitätsmanagement unterstützt. Unser Maßnahmenmanagement bietet Ihnen die Möglichkeit Maßnahmen und Projekte für Ihr Unternehmen zu planen, strukturieren und zu prüfen. Egal, für welche Methode der Prozessoptimierung Sie sich entscheiden, das Maßnahmenmanagement ebnet Ihnen den Weg.
Darüber hinaus bietet unsere Software Ihnen die Möglichkeit, durch die ständige Verfügbarkeit und einfache Benutzeroberfläche, einen Schritt weiter in Richtung Digitalisierung zu gehen.
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Quellen:
Prof. Dr. Norbert Thom und Dr. Michèle Etienne (2016): "BUSINESS REENGINEERING"
Michael Hammer und James Champy (1994): "Business Reengineering. Die Radikalkur für das Unternehmen"
Susanne Koch (2015): "Einführung in das Management von Geschäftsprozessen"